Freitag, 8. Dezember 2017


Amsterdam - Weihnachtswunderland



Schon als ich noch in Deutschland gewohnt habe, hatte ich gehört, dass die Niederländer nicht so "schön" Weihnachten feiern wie wir. Keine ausgiebige Deko, keine Weihnachtsmärkte.Umso erstaunter war ich, als hier im Oktober schon die ersten Lichterdekos über den Straßen angebracht wurden. Es wurde immer mehr, aber da ich eher selten im Zentrum unterwegs bin, fiel mir das lange nicht so wirklich auf.
Bis meine Schwester für ein Wochenende zu Besuch kam. Natürlich steht bei einer solchen Gelegenheit  das ganze Touri-Programm auf dem Plan. Und ich stellte fest:

Anfang Dezember ist Amsterdam ein Weihnachtsdeko-Wunderland.

Freitagabend nach der Arbeit fuhr ich zum Hauptbahnhof. Schon auf dem Weg dahin konnte ich einiges an netter Deko bewundern. 


Im Bahnhof, Treffpunkt Klavier wie immer und mit jedem, hingen riesige Lichternetze von den Decken. Beeindruckend. 



Nach einer herzlichen und freudigen Begrüßung mit meiner Schwester verließen wir den Bahnhof. Wir hatten für das Wochenende eine Amsterdam Light Festival Tour per Boot geplant. Da es am nächsten Tag regnen sollte, schlug ich vor, diese doch lieber an diesem Abend zu machen. Vor dem Bahnhof sind schon die ersten Cruise Veranstalter, also überlegten wir nicht lange, sondern buchten direkt das erste Boot.
Im Dunkeln durch die Grachten, die Lichter der Stadt, das beeindruckt mich auch nach vier Monaten Amsterdam noch. Das Lichter Festival, das jährlich stattfindet und während dessen überall Lichtspiele, Figuren und Symbole aufgebaut werden, verstärkte dies noch. Gemächlich fuhr unser Kapitän durch die Grachten, ließ den Audio Guide laufen und deutete auf die verschiedenen Lichtspiele. Es war schön und beeindruckend, aber nichts Spektakuläres. Trotzdem sollte man das mal gesehen haben. 




Anschließend bummelten wir eine Weile durch das abendliche Amsterdam, bis wir ein kleines gemütliches asiatisches Restaurant fanden, in dem wir uns bestens aufgehoben fühlten. Das Essen war lecker und nicht teuer. So ließen wir den Abend ausklingen.
Am nächsten Tag stand das volle Programm auf dem Plan. Da ich in Noord direkt gegenüber vom größten Einkaufszentrum wohnte, musste meine Schwester dies natürlich zuerst kennen lernen. Wir frühstückten bei Kwekkeboom, bummelten durch das Einkaufszentrum, schlenderten über den kleinen Markt und machten uns dann auf den Weg in die Stadt.


Zuerst bummelten wir durch Chinatown, dann besuchten wir das schicke Einkaufszentrum Magna Plaza. Hier wollten wir vor allem den Yankee Candle Shop besuchen. Das Magna Plaza war schon mega beeindruckend weihnachtlich geschmückt. Ein gigantischer Weihnachtsbaum hing von der Deko, überall gab es Tannengirlanden, ich kam mir vor wie in einem amerikanischen Weihnachtsfilm. 


Nach einem kleinen Kerzen Shopping fuhren wir mit der Bahn zum Reichsmuseum um die Eisbahn zu bewundern, die dort jedes Jahr aufgebaut wird. Es war auch schon reichlich viel auf dem Eis los.

Anschließend setzen wir uns in die nächste Bahn. Frische Luft macht hungrig, wir wollten zu den Food Hallen. Da war ich bisher noch nicht, aber ich hatte gehört, jeder Amsterdam Besucher muss mal da gewesen sein.
Tipp für Amsterdam Besucher die was sehen wollen und evtl. sogar länger als einen Tag bleiben: Im Bahnhof an einem der Automaten eine 24 Std oder 48 Std OV Chipkaart kaufen. Damit kann man Bus, Metro und Tram fahren so viel man will. Man darf nur nicht vergessen, sich bei jedem Ein-und Ausstieg ein- bzw aus zuloggen.
Um zu den Food Hallen zu kommen mussten wir über einen Markt gehen, Entweder, weil wir so fasziniert von den verschiedenen und zum Teil außergewöhnlichen (für deutsche Augen) Marktständen waren, oder weil wir der freundlichen Straßenbahn Fahrerin nicht richtig zugehört hatten, verpassten wir erstmal die Seitenstraße in der die Hallen untergebracht waren. Also bummelten wir bis zum Ende des Marktes, drehten um und fanden im zweiten Anlauf den Eingang.
Es war irre! Viele kleine Stände mit verschiedensten, und vor allem ausgefallenen Snack Angeboten. Um es vorweg zu nehmen, günstig ist keins der Angebote. Aber was ist in Amsterdam schon günstig?
Wir hatten die Qual der Wahl und entschieden uns erstmal für eine kleine gemischte Falafel Platte mit verschiedenen Dips und dünnem Fladenbrot. Sehr lecker. Seit ich hier wohne bin ich sowieso zum Falafel Fan geworden.



Anschließend entschieden wir uns für eine gemischte vietnamesische Platte. Die haute mich nicht wirklich vom Hocker, irgendwie schmeckte alles gleich fischig, aber auf jeden Fall war es eine Erfahrung wert.
Nachdem wir uns gestärkt und genug die Atmosphäre geschnuppert hatten, fuhren wir wieder zurück in die Innenstadt. Nächster Stopp war der Rembrandtplein. Neben dem Leidseplein der größte Ausgeh-Spot in Amsterdam. Dies aber überwiegend für Touristen. Ich glaube, echte Amsterdamer findet man hier selten.
Auf dem Plein war ein kleiner weihnachtlicher Trödel Markt aufgebaut, und nach einem Bummel an den Ständen vorbei setzten wir uns unter einen Heizstrahler vor ein Lokal und warteten, dass es dunkel wurde, damit wir die Straßenbeleuchtung besser genießen konnten.






Die war dann auch wirklich beeindruckend. Bilder geben das nicht so gut her, aber wie ich schon anfangs erwähnte, ganz Amsterdam ist ein Weihnachts - Wunderland. Häuser, Schaufenster, Straßen, einfach alles ist beleuchtet und mit Lichterketten behangen. 



Dazu passte es, dass es den ganzen Tag um die 0 Grad war. Trotzdem gönnten wir uns noch ein Eis beim besten Eismacher Amsterdams und nach einem Einkauf in einem der gefühlten tausend Käsegeschäften traten wir langsam den Heimweg nach Noord an.

Fazit: Es gibt vielleicht keine dauerhaft vorweihnachtlichen Märkte wie in Deutschland, aber es gibt Eisbahnen, Deko, Lichter und Oliebollen, sowas wie Mutzen oder Krapfen, die in den Niederlanden zur Vorweihnachtszeit dazu gehören wie Glühwein auf deutschen Weihnachtsmärkten.
Amsterdam zur Weihnachtszeit kann ich nur empfehlen! 

Nemo Science Museum

Ich bin kein großer Museum Fan und obwohl Amsterdam die Museums Stadt schlechthin ist, habe ich bisher kein einziges besucht.
Eine Ausnahme bietet da das Science Museum, Nemo genannt. Das wollte ich schon gerne mal besuchen. Es ist, wie der Name schon sagt, ein Wissenschaftsmuseum, richtet sich dabei aber eher an Kinder. Also ungefähr mein Level an Wissenschaft. 😊 Es wurde über dem Eingang des IJ Tunnels gebaut, dem Tunnel unter dem Fluss IJ, der Amsterdam Centraal von meiner Heimat Noord trennte und den ich jeden Tag mit der Fähre überquerte.
Das Science Museum sieht ein bisschen aus wie ein Schiff. Es gibt eine Rampe, über die man auch als Nicht-Besucher die große, schräg abfallende Terrasse erreicht. Dort hat man an schönen Tagen eine sehr nette Aussicht über die Stadt.
Ein paar Kollegen wollten sich an einem Samstag zum Museumsbesuch treffen. Es war Science Weekend, das hieß, freier Eintritt. Ich schloss mich spontan an.
Treffpunkt war 12 Uhr, Amsterdam Centraal, der Hauptbahnhof, wie immer am Klavier. Als brave Deutsche war ich schon 15 Minuten vor der Zeit da. Und wartete... und wartete noch länger. Irgendwie schien diese Verabredung nicht ganz so fix zu sein wie ich das gewöhnt bin. Am Ende tauchte nur mein Kollege Domenico auf. Nach einem Kaffee im Bahnhofs - Starbucks, wo natürlich unsere Namen falsch geschrieben wurden (wenigstens beide) kam uns die Erkenntnis, das wohl niemand mehr auftauchen würde. Also machten wir uns gemeinsam durch Regen und Sturm auf den Weg zum Museum. Es sind nur wenige hundert Meter von Bahnhof zum Museum.
Zuerst wurden wir aber wieder weg geschickt. Das Museum war zu voll. Überall wimmelte es von Kindern  ihren Eltern.
Domenico und ich liefen also wieder ein Stück zurück Richtung Bahnhof, entschieden uns für einen Kaffee in einer Mini Sandwich Bar und versuchten noch mal, die übrigen Kollegen zu erreichen. Keine Chance. Die lagen wahrscheinlich bei dem ungemütlichen Wetter noch im Bett. Ich konnte es ihnen nicht verdenken.


Nach einer Weile versuchten wir unser Glück noch einmal im Nemo. Diesmal kamen wir rein. Es war voll, aber man bekam alles zu sehen. Über mehrere Etagen waren kleine Experimente aufgebaut, es gab Schwerkraft Experimente, eine Space Abteilung, eine Abteilung für Jugendliche, in der Sexualaufklärung betrieben wurde und unter anderem Küsse erklärt wurden.




Und es gab ein großes Domino, von dem Domenico gehört hatte und das er unbedingt sehen wollte. Ein Mitarbeiter baute die Kettenreaktion auf. Eine Heidenarbeit, die ich niemals machen könnte.
Als es dann los ging, waren rund um den Platz in der Mitte der Halle alle Sitzplätze belegt. Es war dann auch wirklich interessant und nett anzusehen.


Die Terrasse war auf jeden Fall auch ein Highlight. Amsterdam von oben ist immer sehr nett, und ich kann mir vorstellen, dass es bei gutem Wetter noch um einiges besser wird.



Insgesamt hatte ich nicht so viel erwartet. Es war auch keine große Sensation dabei. Aber es war ein unterhaltsamer, lehrreicher Tag und gerade mit Kids, aber auch ohne, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall.

Später hatten wir noch ein typisches Amsterdam Erlebnis im Burger King, wo wir uns mit einem Milchshake stärkten. :) 



Am Ende des Tages trafen wir dann doch noch eine Kollegin. Wir besuchten ein asiatisches Restaurant, aßen gut, unterhielten uns prima und als ich später zuhause war, war ich froh, dass ich mich der Gruppe, die dann keine war, spontan angeschlossen hatte. 

Sonntag, 1. Oktober 2017

Zaandam und Zaanse Schans

Zusammen mit meiner lieben Kollegin Katharina wollte ich mir die Windmühlen von Zaanse Schans und das Städtchen Zaandam ansehen. Die Wettervorhersage für den letzten Samstag im September war nicht so rosig, aber es sollte gegen Spätnachmittag doch noch aufklaren.
Also trafen wir uns gegen 14 Uhr am Amsterdam Centraal (Treffpunkt am Klavier ;) ) und fuhren von dort mit dem Zug in nur 12 Minuten nach Zaandam.



Direkt beim Austritt aus dem Bahnhof fiel einem vor allem eins auf: Hier war alles grün. Die Mehrzahl der Häuser waren grün gestrichen, die Deko war grün, und selbst der Rasen am Kanal wirkte grüner als ein gewöhnlicher Rasen. Aber vielleicht bildeten wir uns das auch nur ein :)
Alles war hübsch dekoriert und ausgeschmückt. Tulpen aus Holz waren zu sehen, Wale als Häuserdeko, und mitten drin das beeindruckende Inntel Hotel. Dieses große Haus sieht aus wie aus vielen kleinen Häusern zusammen gesetzt. Man kommt sich ein bisschen vor wie in einem Disney Film und wundert sich, dass dieses Haus wirklich bewohnbar ist.








Die Innenstadt gleicht einem Outdoor Einkaufszentrum mit allem, was es in den niederländischen Städten so geben muss. Primark, Albert Heijn, Douglas... und natürlich jede Menge Cafes, Restaurants, Snack Bars. Sogar eine Back Werk Filiale, die deutsche Heimat lässt grüßen.


Im Regen wanderten wir durch die Innenstadt, die am Ende auf einen Platz mit vielen Restaurants und Cafes führt. Eine kleinere Version des Leidseplein in Amsterdam.
Wir kamen an einen kleinen, aber feinen Markt. Hier probierten wir Oliven, Cremes, Brot und Aioli und ich konnte dem Anblick und Duft einer warmen, frischen Stropwafel nicht widerstehen. Ich dachte, ich hätte die Stropwafel Abhängigkeit im Griff, aber diese warme Waffel brachte mich schon fast wieder zurück in meine Sucht. Gefährlich :)
Auf dem Markt kaufte ich noch ein frisches Olivenbrot und hausgemachte Aioli für zuhause.



Wir schlenderten wieder zurück Richtung Bahnhof, stärkten uns mit Suppe und leckerem Brot in einem wirklich hübschen Restaurant und setzten uns anschließend in den Zug nach Zaanse Schans.



Zwei Stationen und sechs Minuten später stiegen wir wieder aus. Mittlerweile war sogar die Sonne raus gekommen.
Wir hatten alles richtig gemacht!
Der Fußweg vom Bahnhof bis zum berühmten Windmühlen Dorf dauert ungefähr 15 Minuten, ich habe nicht genau auf die Uhr geguckt. Unterwegs kommt man an einer Kakao Fabrik vorbei. Wir waren uns nicht zuerst nicht ganz sicher woher dieser starke Geruch kommt, auch weiß ich bis jetzt nicht ob der Geruch angenehm oder eher unangenehm ist. Eine Mischung aus beidem vielleicht. Jedenfalls roch es nicht so, wie man es im sich im ersten Moment vorstellt, wenn man an Kakao denkt.


Von einer Klappbrücke über den Fluss Zaan hat man schon den ersten Blick auf das Dorf mit seinen Windmühlen. Das Dorf selber ist aus vielen Häusern und Windmühlen aus der Region zusammen gestellt worden. Sie wurden anderswo abgebaut und hier wieder aufgebaut.



Die Häuser sind zum größten Teil bewohnt. So schön und idyllisch die urigen typischen Häuser wirken, um hier zu wohnen, darf man wirklich keinen großen Wert auf Privatsphäre legen. Wir waren an einem regnerischen Samstagnachmittag außerhalb der Saison da, dennoch waren viele Menschen unterwegs, die teilweise in Reisebussen angekarrt wurden. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie voll es hier im Sommer ist. Ich persönlich hätte nicht gerne tausende Menschen täglich durch meinen Vorgarten laufen oder in meine Fenster starren.




Der Eintritt auf das Gelände ist frei, aber es gibt ein Museum und einige Werksmühlen, die Eintritt verlangen. Einige waren geschlossen, und so genau haben wir auch nicht darauf geachtet. Wir wollten einfach durch das Dorf spazieren, ich bin ja eher nicht so der Museumstyp.
Aber beim nächsten Mal werde ich doch in das Museum gehen. Ich möchte die Gewürzmühle, die Farbmühle und vor allem die Keksfabrik aus den 20er Jahren besuchen.
Aber auch ohne Besichtigung war es interessant und spannend. Es gab viel zu gucken und zu entdecken und die schönen alten grünen Häuser und Mühlen sind schon faszinierend.








Hier steht der erste Albert Heijn Laden, der zwar geschlossen hatte, aber der schon von außen in nichts an die große Supermarktkette von heute erinnert.


Es gibt eine Holzschuhwerkstatt, die an der Außenfassade mit unzähligen Holzschuhen dekoriert ist.



Auf dem Gelände ist auch eine Käserei, und große Wiesen mit Schafen, Ziegen und anderem Getier.
Oh und wer alt genug ist und sich erinnert: Frau Antje läuft da auch rum. Ich habe sie live gesehen. ;)



Es war ein rundum schöner Ausflug in die nähere Umgebung meiner neuen Heimatstadt mit einer super netten Begleitung. Ich komme auf jeden Fall wieder, dann mit dem vollen Programm.