Sonntag, 2. September 2018

ICH LEBE NOCH! 

Mir war klar, dass ich meinen Blog in der letzten Zeit ganz schön vernachlässigt habe. Nicht klar war mir allerdings, dass mein letzter Beitrag von Dezember 20017 ist. Man könnte meinen, es gibt nichts Neues oder Gutes zu berichten. Aber das Gegenteil ist der Fall.
Das erste Jahr in Amsterdam ist so schnell vergangen, ich habe soviel erlebt, dass ich darüber einfach zu wenig Zeit hatte, in Ruhe von meinen Unternehmungen und dem Leben hier zu berichten. Ich gelobe Besserung.
Meine Winterausflüge und Geschichten werde ich dann demnächst mal passend zur Jahreszeit posten.
Nach etwas über einem Jahr habe ich hier jede Jahreszeit, jeden Feiertag, jede Gelegenheit zum Feiern einmal erlebt.
Ich bin immer noch überrascht und glücklich, wie positiv sich hier alles entwickelt hat. Wesentlich besser, als ich jemals vermutet hätte.
Mit meinem Mitbewohner, der ja ein komplett Fremder für mich war als wir zusammen zogen, läuft es erstaunlich gut. Von Kollegen und Freunden höre immer noch Horrorgeschichten von WG Bewohnern. Unvergesslich die Geschichte, die mir eine italienische Ex Kollegin erzählt hat. Einer Ihrer Mitbewohner hat wohl eine Hauch zuviel von der örtlichen Drogenkultur hier mitbekommen. Jedenfalls wurde sie nachts regelmäßig wach, weil er in allen Ecken der Wohnung das Basilikum, das sie eigentlich für ihr Pesto verwenden wollte, verstecken musste, um die "bösen" Geister fern zu halten. Als er anfing, das Basilikum auch noch verbrennen zu wollen, suchte sie sich dann in einer Blitzaktion eine neue WG.
Ebenfalls nicht so erlebenswert die Mitbewohnerinnen einer anderen Kollegin. Die südländischen Damen sind bei jeder Gelegenheit aufeinander losgegangen. Das ging so weit, dass sie sich mit Scheren und Messern bewaffnet gegenüber standen.
Da habe ich mit meinem Adrian doch mehr Glück. Wir arbeiten nach wie vor zu entgegengesetzten Zeiten, und wenn wir mal beide zuhause sind und er wirklich mal zu laut sein sollte, sage ich ihm, dass ich am nächsten Tag früh raus muss, und er ist sofort leise und entschuldigt sich sogar.
Glücklicherweise haben wir nach dem Jahresmietvertrag, den wir für die Wohnung bekommen haben, direkt eine weitere Verlängerung bekommen.
Und der Sonnenuntergang vo unserem Balkon aus ist nach wie vor der Beste in der ganzen Stadt :)


Seit die neue Metro Linie nach 15 (!) Jahren Plan- und Bauzeit im Juli 2018 eröffnet wurde, ist man in 4 Minuten von der Station Noord, wo ich wohne, am Hauptbahnhof. Das zeigt sich auch in den Mietpreisen. Alles was hier in der Umgebung angeboten wird, ist direkt mal 200 Euro teurer als vor der Fertigstellung.
Die Metro Linie 52 hat 7 Stationen, eine schöner und interessanter als die andere. In der Station Rokin ist zwischen den Rolltreppen ein langer Glaskasten, in dem all die Gegenstände gezeigt werden, die man beim Graben des Tunnels gefunden hat. Unglaublich viele Porzellanteile, kleine und größere Anker, Messer, ein Gebiss etc. Beim ersten Mal an der Station bin ich die Rolltreppen vier mal rauf und runter gefahren, um auch alles genau betrachten zu können.



Obwohl mir nach meinen Halbjahresvertrag in dem Unternehmen, in dem ich hier angefangen habe, eine Verlängerung angeboten wurde, habe ich den Job im Februar gewechselt. Für den Einstieg war der Job perfekt. Nicht zu anspruchsvoll, so dass ich mich auf meine neue Situation einstellen konnte. Die Firma war korrekt und solide, und das große Glück war, dass ich da quasi mit dem ersten Tag viele Leute kennengelernt habe, mit denen ich immer noch in engem Kontakt bin und die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Zusammen leben wir das niederländische Motto: Gesellig! Man trifft sich, in verschiedenen Gruppen, zum regelmäßigen Essen gehen, zum Cocktail, für Kino Verabredungen. Abschiede und Geburtstage werden gefeiert, oder man verabredet sich für einen Strandtag.
Der Wechsel hat unglaublich viele Vorteile, nicht nur finanziell. Aber das wohl beste daran ist, dass ich ein NS Business Ticket vom Arbeitgeber bekommen habe. Ein Ticket, mit dem ich in den ganzen Niederlanden kostenlos Bus, Bahn, Metro und Tram fahren kann. Und dieses Ticket nutze ich reichlich aus. Ein weiterer Vorteil: Der Weg in die alte Heimat zur Familie und Freunden kostet mich ganze 14 Euro, hin und zurück.
Natürlich muss ich dafür auch was bezahlen, aber da ich fast jedes Wochenende unterwegs bin, lohnt sich diese Anschaffung auf jeden Fall.
Leider gestaltet es sich mit dem Niederländisch lernen etwas schwieriger als gedacht. Jeder, wirklich jeder spricht englisch, und selbst wenn man die paar Brocken anwendet, die man inzwischen gelernt hat, wird einem auf englisch geantwortet. Ich werde nicht drum herum kommen, einen Kurs zu machen. Meine App ist auch nicht wirklich hilfreich. Wenn auch lustig manchmal.


Also, ich lebe noch. Ich habe viel erlebt und gesehen und kann kaum abwarten, davon zu erzählen.

2 Kommentare:

  1. Bitte berichte weiter auf Deinem Blog für mich und meine Lebenspartnerin ist dieser mit wertvollen Informationen bereichert.
    Vielleicht kannst Du mir weiterhelfen : Ich interessiere mich für einen Zweitwohnsitz in Amsterdam gerne auch kleines Hausboot zur Miete ..

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  2. Hallo Steve. Ein Hausboot ist nicht nur fast unbezahlbar, sondern auch sehr schwer zu ergattern. Die bisher vorhandenen sind alle verkauft oder vermietet, nur selten wird eins frei. Und neue dürfen nicht dazu gekauft werden. Die Stadt Amsterdam erteilt keine Genehmigungen mehr. Auch der Wohnungsmarkt ist ziemlich schwierig hier. Aber wenn ihr wirklich entschlossen seid, empfehle ich, eine Agentur aufzusuchen. Makler sind zwar nicht günstig, aber auf jeden Fall die Investition wert.
    Viel Erfolg!!

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