Free Walking Tour
Den Samstag nach meiner ersten Arbeitswoche verbrachte ich ziemlich faul. Bisher war mir alles noch wie Urlaub vorgekommen, deshalb hatte ich es kaum erwarten können, mit der Arbeit anzufangen. Ich wollte dieses Alltags-Gefühl, nur dann würde ich wahrscheinlich realisieren, dass das alles kein schöner Traum war.
Den Samstag nach meiner ersten Arbeitswoche verbrachte ich ziemlich faul. Bisher war mir alles noch wie Urlaub vorgekommen, deshalb hatte ich es kaum erwarten können, mit der Arbeit anzufangen. Ich wollte dieses Alltags-Gefühl, nur dann würde ich wahrscheinlich realisieren, dass das alles kein schöner Traum war.
An
diesem Samstag war es anscheinend bei mir angekommen, ich war träge
und mir war zum ersten Mal nicht danach, etwas Neues zu entdecken.
Das
heißt doch, eins hatte ich mir vorgenommen. Nicht weit von meiner
Wohnung gab es eine Aldi Filliale. Als ehemaliger Stammgast bei Aldi
Süd in Deutschland musste ich mir das mal ansehen. Allerdings
handelte es sich um Aldi Nord. Ich radelte rasch hin, amüsierte mich
über die Ham Lappen, entdeckte aber ansonsten nichts was mich
zukünftig öfter hier her locken könnte.
Ich
verbrachte den Tag mit Wohnung putzen und radelte abends noch mal ein
bisschen zum Ij. Ein neues Schiff lag im Hafen, also setzte ich mich
eine Weile ans Ufer und staunte mal wieder über die Ausmaße.
Am
nächsten Morgen stand ein meet-up an. Sunday Morning Coffee nennt es
sich, findet jeden dritten Sonntag im Monat in wechselnden
Cafes statt und wird von Jennifer, die ich schon von meinem ersten meet-up
im Vondelpark kannte, organisiert.
Diesmal
war Lotti´s Cafe das Auserwählte. Direkt an der Herengracht, also
mitten im Zentrum.
Vor
der Tür traf ich direkt Jennifer. Sie erkannte mich auch gleich
wieder und als erste Teilnehmer suchten wir uns einen gemütlichen
Platz aus.
Nach und nach trudelten immer mehr Leute ein, am Ende
waren es 16 Personen, die auf Sofas, Sesseln, Hockern und Stühlen
zusammen saßen und sich austauschten. Einige kannten sich schon, die
meisten waren sich jedoch fremd. Wir waren eine bunte Mischung aus
Auswanderern von überall her, Touristen, Einheimischen. Auch hier
gab es wieder spannende Lebensgeschichten zu hören.
Erstaunlich, wie
schnell man mit Menschen ins Gespräch kommt, die einem völlig fremd
sind. Am Ende hatte man das Gefühl, einen Vormittag mit alten
Freunden verbracht zu haben. Ich tauschte mit Helen, einer jungen
Deutschen die am Flughafen in einem Hotel arbeitete, Handynummern
aus. Wir wollten mal zusammen eine Radtour durch das Waterland im
Norden machen. Kamil, ein junger Mann aus Polen, wollte sich
anschließen. Mit Svenja, die auch in Amsterdam lebte und Kevin, der
gerade die Welt bereiste, verknüpfte ich mich bei Facebook.
Nachdem
sich die Gruppe so nach und nach auflöste, entschloss ich mich
spontan zu einer Alternative Free Walking Tour. Das kann ich wirklich
jedem empfehlen. Die Touren sind kostenlos, aber am Ende gibt man dem
Guide ein Trinkgeld. Kein Muss, aber eigentlich selbstverständlich.
Es
gibt verschiedene Touren, ich entschied mich für die Alternative
Tour, weil ich Amsterdam schon ein bisschen kannte und mehr Insider
Wissen erfahren wollte. Für Amsterdam Anfänger gibt es noch die
„normale“ Amsterdam Tour und zusätzlich eine Free Food Tour, die
demnächst mal auf dem Programm steht.
Unser
Guide hieß Sem, kommt ursprünglich aus Amsterdam Noord, da wo ich
jetzt gelandet war, und war unglaublich witzig, charmant und wusste
einfach alles.
Wir
begannen in Jordaan, einem angesagten Stadtteil von Amsterdam, und
erklärte uns, wieso dieser Stadtteil so hieß. Ungefähr war es so:
Napoleon
I besuchte Amsterdam und verliebte sich in diesen Stadtteil. Er verliebte sich in diese Gegend, verbrachte viel Zeit dort und nannte ihn Jardin (Garten). Den
Niederländern gefiel es gar nicht, dass ein unbeliebter Franzose
ihrer Stadt einen Namen geben wollte, und sie benannten ihn um in
Jordaan.
Ebenso
lernte ich auf dieser Tour, woran man ein gestohlenes Fahrrad
erkennen konnte, warum man kein gestohlenes Rad kaufen sollte, (Er
erzählte eine lustige Geschichte darüber, wie er mit einer Freundin
abends unterwegs war und vier Minuten, nachdem sie ihr Fahrrad
geparkt hätte, eben genau ihr Fahrrad zum Kauf angeboten bekam. Der
„Verkäufer“ zeigte sich großzügig und bot ihr für den
Rückkauf einen Rabatt an), wieviele Fahrräder jährlich aus den
Grachten gezogen wurden (15000!), wie man als freischaffende
Prostituierte ein Fenster im Red Light District mieten konnte, wie
teuer die Miete war und und und...
Am Ende jeder Tour macht er eine Foto der Gruppe und postet es auf Facebook.
Es
war eine unterhaltsame, interessante und lehrreiche Tour, die durch
Jordaan und seine schönen grünen Hinterhöfe, einem der kleineren Rotlicht Viertel, am Anne Frank Haus vorbei
wieder zurück zum Dam führte, wo die Tour begonnen hatte. Sem
wusste alles, auf jede Frage hat er eine Antwort.
Wer
Interesse hat, mehrmals täglich stehen er und/oder seine Kollegen
mit einem weißen Regenschirm in der Hand am Nationalmomument. Genaue Zeiten findet man im Internet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen