Touri-Tour,
Grachten und Brücken
Für
meinen ersten Mittwoch hatte ich mir eine Touri-Tour vorgenommen. Mit
dem Rad fuhr ich zur Fähre und ließ mich auf die andere Seite
direkt hinter den Bahnhof bringen.
Mein
Ziel war die Stadtbibliothek. Dort oben sollte es ein Café geben,
von dem man eine tolle Aussicht über die Stadt hatte.
Vom
Bahnhof braucht man nur wenige Minuten mit dem Rad. Leider stand ich
vor verschlossener Tür, die Bibliothek hatte wegen Renovierung
geschlossen.
Schade,
aber dann eben demnächst mal.
Ich
radelte weiter Richtung Innenstadt, parkte mein Rad und ließ mich
ein wenig über von den Touristenströmen, die im August in Massen in
der Stadt waren, durch die Gassen treiben.
Zum
ersten Mal wurde mir wirklich bewusst, dass ich jetzt Zeit hatte,
alles in Ruhe zu machen. Ich musste nicht mehr im Schnelldurchlauf
durch die Stadt hetzen um möglichst viel zu sehen und zu erleben.
Ich konnte gemütlich schlendern und auf Details achten. Das tat ich
auch. Viel intensiver als je zuvor erlebte ich bei strahlendem
Sonnenschein die Brücken und Grachten, setzte mich zwischendurch
immer mal wieder hin und ließ diese einzigartige Atmosphäre auf
mich wirken.
Ich
gönnte mir an einem der vielen Stände einen Hotdog und schlenderte
weiter zum Waterlooplein, wo an 6 Tagen die Woche der älteste
Flohmarkt Amsterdams stattfindet. Er ist nicht besonders und es gibt
auch nicht so wahnsinnig viel zu entdecken. Aber zum mal drüber
schlendern und ein bisschen zu stöbern ist er bestens geeignet.
Ich
war schon ein paar Stunden unterwegs und machte mich wieder auf den
Weg nach Hause.
Aber
da hielt es mich nicht lange. Ich hatte schon wieder das Gefühl, ich
musste etwas daraus machen, dass ich jetzt hier lebe und durfte nicht
meine Zeit in der Wohnung verbringen.
Also
fuhr ich gegen 19 Uhr noch mal los Richtung Ij, den Fluss, den man
über- oder unterqueren muss, wenn man zum Zentrum möchte. Diesmal
betrat ich aber nicht die Fähre, sondern fuhr ein Stuck am Flussufer
entlang.
Auf
der anderen Flussseite stand ein Kreuzfahrtschiff. Das zweite von
vielen, die ich bisher hier gesehen habe.
Meine
erste Begegnung mit einem Ozeanriesen war vor ein paar Monaten, als
ich mit meiner Schwester in Amsterdam war und bei einer Grachtentour an einem Schiff vorbei gefahren bin. Das hatte mich schon aus den
Schuhen gehauen. Diese Ausmaße hatte ich nicht erwartet.
Aber das
war nur ein Moment gewesen, der mich zwar beeindruckt hatte, aber der
aufgrund der vielen anderen Eindrücke an diesem Wochenende nicht so in
Erinnerung geblieben war. Ich war nie ein Kreuzfahrt Fan, wogegen
meine beiden Schwestern absolut begeistert davon sind. Ich wollte nie
auf so ein Schiff, möchte ich auch jetzt noch nicht, und ich bin mir
ziemlich sicher ich würde seekrank werden. Die Umweltbelastungen die
von so einem Riesen ausgehen sind ein weiterer Grund eigentlich total
dagegen zu sein.
Aber
man, ich war und bin immer noch, komplett fasziniert.
Ich
setzte mich genau gegenüber auf eine Bank ans Ufer, machte Fotos und
beobachtete ein bisschen das Schiff. Man konnte ganz klein oben auf
dem Deck Menschen laufen sehen. Sahen von meinem Standpunkt aus wie
Ameisen, was einem wieder die unfassbare Größe dieses Schiffes
bewusst werden ließ.
Irgendwann
trennte ich mich von diesem Anblick und radelte weiter Richtung A´dam
Look, der Aussichtsplattform, auf der ich vor einiger Zeit auch schon
mal mit einer Freundin war.
Hier herrschte Sommerabend Stimmung.
Menschen saßen draußen im Café und Stimmengewirr und Musik drang
von da rüber. Am Ufer saßen Leute die angeregt plauderten und den
Sonnenuntergang bewunderten. Ich konnte einige schöne Fotos schießen
und machte mich zufrieden auf den Weg nach Hause.
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