Der
Umzug und die erste Woche!
Kaum
hatte ich die Zusage, ging es an die Vorbereitungen. Ich brauchte
Kartons, musste entscheiden, was ich in mein neues Leben mitnehmen
wollte und auf was ich zukünftig verzichten konnte.
Das
alles lief ohne große Probleme.
Meine
Freundin Vera und ihr Mann wollte mich am Umzugstag nach Amsterdam
fahren. Meine Tochter wollte ebenfalls mit. Samstagsmorgens standen
sie mit ihrem großen Kombi vor der Tür. Wir verstauten Kisten und
Säcke und Kartons. Zwischendurch sah es so aus, als müsste Nina
doch zuhause bleiben, aber irgendwie bekamen wir dann doch alles, bis
auf den Karton mit meinen Pflanzen, in das Auto. Zugegebenermaßen
war es äußerst unbequem und der Wagen völlig überladen. Alle,
außer dem Fahrer, hatten Tüten, Taschen oder Säcke auf dem Schoß.
Es waren ziemlich unbequeme 2,5 Stunden im Auto, aber am Ende
erreichten wir unser Ziel unbeschadet.
An
meiner Wohnung angekommen trafen wir auf Sarah, die Vermieterin,
Klaas und Adrian. Es folgte eine kurze Schlüsselübergabe, eine
Einweisung in die Müllentsorgung und ein kurzer Blick in den zur
Wohnung gehörenden Kellerraum, dann ließen Klaas und Sarah und in
unserer neuen Wohnung alleine.
Meine
Sachen hatten wir schnell in der Wohnung. Nicht ganz so schnell wie
Adrian, der nur zwei Säcke mit Kleidung bei sich hatte. Alles was er
sonst so besaß hatte er in diversen Umzügen innerhalb von Amsterdam
nach und nach verloren oder aufgegeben.
Wir
stärkten uns kurz mit einer Cola, dann wollten Vera und Nina was von
der Stadt sehen. Wenn man schon mal in Amsterdam war.... Der
Bloemenmarkt, der schwimmende Blumenmarkt, war für beide besonders
interessant.
Also
fuhren wir mit dem Auto zur Fähre, parkten dort und setzten mit der
Fähre rüber zum Bahnhof und mitten in den Trubel.
Amsterdam
Zentrum ist immer voll und laut, aber an diesem Wochenende war auch
noch ausgerechnet Gay Pride, eine Schwulenparade, bei der die
Teilnehmer mit Booten durch die Grachten zogen und sangen und
feierten. Es war also besonders laut und bunt.
Durch
die Menschenmengen zogen wir Richtung Bloemenmarkt. Es dauerte länger
als sonst, aber dort angekommen, deckten Nina und Vera sich mit
Blumenzwiebeln, Knollen und Topfpflanzen ein.
Nach
einer kleinen Kaffee und Sandwich Pause in einem Café machten wir
uns wieder zurück zur Fähre. Amsterdam im Schnelldurchlauf.
Zuhause
angekommen folgte recht schnell der Abschied. Mit einem ziemlich
dicken Kloß im Hals verabschiedete ich mich von Nina. Wir waren 22
Jahre unzertrennlich gewesen. Hatten viel, sehr viel zusammen erlebt
und durch gemacht und hatten ein engeres Verhältnis als viele Mütter
und Töchter. Aber gut, sie war erwachsen, sie wollte ihr eigenes
Leben leben. Und ich hatte mich für diesen Schritt entschieden. Es
war alles gut, dennoch durften wir ein bisschen traurig und wehmütig
sein.
Mein
Mitbewohner war mittlerweile zur Arbeit aufgebrochen. Er arbeitete in
einem Restaurant von 16 Uhr bis Mitternacht oder länger.
Ich
ging noch schnell rüber ins Einkaufzentrum zu Jumbo, dem Supermarkt,
bewunderte das reichhaltige und teilweise doch andersartige Angebot,
und ging nach Hause.
Alleine
in der leeren Wohnung begann ich dann schnell, meine Sachen
auszupacken und zu verteilen. Ich wollte mich so schnell wie möglich
zuhause fühlen.
Am
nächsten Morgen machte ich mich im Internet auf die Suche nach einem
Fahrrad. Das war das erste, was ich in Amsterdam brauchte. Ich wollte
Amsterdam so erleben wie die typischen Amsterdamer.
Klaas
und Adrian meinten, ein Oma-Fiets sei das beste. Ohne Gangschaltung,
ohne Handbremse, einfach ein ganz normales altes Fahrrad.
Auf
Facebook fand ich eine Seite, die gebrauchte Fahrräder in Amsterdam
anbot. Es gab unzählige Räder, da die Leute ständig kamen und
gingen in dieser Stadt, waren Fahrräder ähnlich begehrt wie
Wohnungen.
Ich
schrieb einen Mann an, der in Amsterdam Süd ein Oma-Fiets zu
verkaufen hatte. Alexander, ein Hobby Bastler, der alte Räder
kaufte, wieder herrichtete und dann weiter verkaufte. Wir
verabredeten uns für den selben Nachmittag.
Bevor
ich mich auf den Weg zu ihm machte, sah ich mich ein bisschen genauer
im Einkaufszentrum gegenüber um. Es war größer als von oben
vermutet. Und es gab alles was man brauchte. Backereien, Supermarkt,
Banken, Drogerie, Apotheke, diverse Klamottenläden und vieles mehr.
Perfekt!
Von
einem früheren Besuch in Amsterdam wusste ich, dass man Bustickets
nur noch per Bankkarte bezahlen konnte. Ich hatte aber keine. Adrian
sagte, man könnte auch ohne Karte, in bar, bezahlen.
Also
versuchte ich mein Glück beim Busfahrer. Ich musste irgendwie zum
Bahnhof kommen um mir da eine OV Chipkaart zu kaufen. Ohne diese
Karte ist Bus/Metro/Tramfahren in Amsterdam schwer möglich.Man
müsste jedesmal die teueren Touristentickets kaufen.
Der
Busfahrer informierte mich dann aber, dass man tatsächlich nicht
mehr bar zahlen konnte. Tja, da stand ich nun. Bis zur Fähre waren
es zu Fuß bestimmt 45 Minuten. Nicht nur, dass ich dazu keine große
Lust hatte, ich war ja auch mit Alexander verabredet.
Mitten
in meine Überlegungen meinte der Busfahrer:
"Und
wenn du einfach so rein schleichst?"
Ich
hatte ihn nicht ganz verstanden.
"Schleich
dich doch einfach in den Bus."
Ich
war mir nicht ganz sicher. "Soll ich das tun?"
Er
grinste und legte den Finger auf seine Lippen. "Aber pscht,
verrat es keinem."
Ich
grinste zurück und stieg erleichtert in den Bus. Sowas war mir in
Deutschland noch nicht passiert.
Allerdings
saß ich die ganzen 20 Minuten Fahrt ziemlich angespannt da und
hoffte, nicht kontrolliert zu werden.
Es
ging aber alles gut, und so konnte ich mir am Bahnhof eine Chipkaart
holen.
Mit
der Tram fuhr ich zu Alexander. Das Rad war toll, ich verliebte mich
sofort. Es war eins von tausenden Oma-Fietses, aber für mich war es
das schönste von allen.
Schnell
kaufte ich das Rad, erhielt von Alexander noch den Hinweis, dass ich
auch zur nächsten Metro Station fahren könnte und von da mit dem
Zug weiter in die City fahren, da es mit dem Rad doch ziemlich weit
bis Noord wäre.
Ich
schwang mich auf mein Fietsje und radelte los. An der Metro Station
fuhr ich vorbei, halb bewusst, halb unbewusst. Ich hatte einfach so
viel Spaß mit meinem neuen Rad.
Mit
Hilfe von Google Maps landete ich auch am Bahnhof, von wo ich mich
wieder auskannte. Die Fahrt führte mich durch den Vondelpark, dem
zweitgrößten, aber bekanntesten Park in Amsterdam.
Bekannt nicht nur für seine, besonders im Sommer, vielen Besucher und Aktionen, Freilichtkünstlern, Musikern und lustigen Völkchen die sich dort trafen. Auch für seine freilebenden grünen Papageien. Und natürlich für die offizielle Genehmigung der Stadt, nach Sonnenuntergang dort Sex zu haben, solange es nicht in der Nähe von Spielplätzen ist und man seine Kondome oder was man sonst so gebraucht hat, wieder zu entsorgen.
Bekannt nicht nur für seine, besonders im Sommer, vielen Besucher und Aktionen, Freilichtkünstlern, Musikern und lustigen Völkchen die sich dort trafen. Auch für seine freilebenden grünen Papageien. Und natürlich für die offizielle Genehmigung der Stadt, nach Sonnenuntergang dort Sex zu haben, solange es nicht in der Nähe von Spielplätzen ist und man seine Kondome oder was man sonst so gebraucht hat, wieder zu entsorgen.
Der
Park war toll, so voller Leben, und ich beschloss, in den nächsten
Tagen noch mal vorbei zu kommen. Noch hatte ich ja eine Woche Zeit
bevor mein neuer Job los ging.
Die
Fahrt von der Fähre bis nach Hause dauerte gerade mal 12 Minuten.
Ich sprang noch schnell bei Jumbo rein, dann ging es nach Hause.
Ich
entdeckte das Abenteuer Gasherd und nach einem leckeren Mahl ging der
erste vollständige Tag dann auch relativ früh zu Ende.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen