Freitag, 15. September 2017

Der Umzug und die erste Woche!

Kaum hatte ich die Zusage, ging es an die Vorbereitungen. Ich brauchte Kartons, musste entscheiden, was ich in mein neues Leben mitnehmen wollte und auf was ich zukünftig verzichten konnte.
Das alles lief ohne große Probleme.
Meine Freundin Vera und ihr Mann wollte mich am Umzugstag nach Amsterdam fahren. Meine Tochter wollte ebenfalls mit. Samstagsmorgens standen sie mit ihrem großen Kombi vor der Tür. Wir verstauten Kisten und Säcke und Kartons. Zwischendurch sah es so aus, als müsste Nina doch zuhause bleiben, aber irgendwie bekamen wir dann doch alles, bis auf den Karton mit meinen Pflanzen, in das Auto. Zugegebenermaßen war es äußerst unbequem und der Wagen völlig überladen. Alle, außer dem Fahrer, hatten Tüten, Taschen oder Säcke auf dem Schoß. 


Es waren ziemlich unbequeme 2,5 Stunden im Auto, aber am Ende erreichten wir unser Ziel unbeschadet.
An meiner Wohnung angekommen trafen wir auf Sarah, die Vermieterin, Klaas und Adrian. Es folgte eine kurze Schlüsselübergabe, eine Einweisung in die Müllentsorgung und ein kurzer Blick in den zur Wohnung gehörenden Kellerraum, dann ließen Klaas und Sarah und in unserer neuen Wohnung alleine.
Meine Sachen hatten wir schnell in der Wohnung. Nicht ganz so schnell wie Adrian, der nur zwei Säcke mit Kleidung bei sich hatte. Alles was er sonst so besaß hatte er in diversen Umzügen innerhalb von Amsterdam nach und nach verloren oder aufgegeben.
Wir stärkten uns kurz mit einer Cola, dann wollten Vera und Nina was von der Stadt sehen. Wenn man schon mal in Amsterdam war.... Der Bloemenmarkt, der schwimmende Blumenmarkt, war für beide besonders interessant.
Also fuhren wir mit dem Auto zur Fähre, parkten dort und setzten mit der Fähre rüber zum Bahnhof und mitten in den Trubel.
Amsterdam Zentrum ist immer voll und laut, aber an diesem Wochenende war auch noch ausgerechnet Gay Pride, eine Schwulenparade, bei der die Teilnehmer mit Booten durch die Grachten zogen und sangen und feierten. Es war also besonders laut und bunt.
Durch die Menschenmengen zogen wir Richtung Bloemenmarkt. Es dauerte länger als sonst, aber dort angekommen, deckten Nina und Vera sich mit Blumenzwiebeln, Knollen und Topfpflanzen ein.


Nach einer kleinen Kaffee und Sandwich Pause in einem Café machten wir uns wieder zurück zur Fähre. Amsterdam im Schnelldurchlauf.
Zuhause angekommen folgte recht schnell der Abschied. Mit einem ziemlich dicken Kloß im Hals verabschiedete ich mich von Nina. Wir waren 22 Jahre unzertrennlich gewesen. Hatten viel, sehr viel zusammen erlebt und durch gemacht und hatten ein engeres Verhältnis als viele Mütter und Töchter. Aber gut, sie war erwachsen, sie wollte ihr eigenes Leben leben. Und ich hatte mich für diesen Schritt entschieden. Es war alles gut, dennoch durften wir ein bisschen traurig und wehmütig sein.
Mein Mitbewohner war mittlerweile zur Arbeit aufgebrochen. Er arbeitete in einem Restaurant von 16 Uhr bis Mitternacht oder länger.
Ich ging noch schnell rüber ins Einkaufzentrum zu Jumbo, dem Supermarkt, bewunderte das reichhaltige und teilweise doch andersartige Angebot, und ging nach Hause.
Alleine in der leeren Wohnung begann ich dann schnell, meine Sachen auszupacken und zu verteilen. Ich wollte mich so schnell wie möglich zuhause fühlen.
Am nächsten Morgen machte ich mich im Internet auf die Suche nach einem Fahrrad. Das war das erste, was ich in Amsterdam brauchte. Ich wollte Amsterdam so erleben wie die typischen Amsterdamer.
Klaas und Adrian meinten, ein Oma-Fiets sei das beste. Ohne Gangschaltung, ohne Handbremse, einfach ein ganz normales altes Fahrrad.
Auf Facebook fand ich eine Seite, die gebrauchte Fahrräder in Amsterdam anbot. Es gab unzählige Räder, da die Leute ständig kamen und gingen in dieser Stadt, waren Fahrräder ähnlich begehrt wie Wohnungen.
Ich schrieb einen Mann an, der in Amsterdam Süd ein Oma-Fiets zu verkaufen hatte. Alexander, ein Hobby Bastler, der alte Räder kaufte, wieder herrichtete und dann weiter verkaufte. Wir verabredeten uns für den selben Nachmittag.
Bevor ich mich auf den Weg zu ihm machte, sah ich mich ein bisschen genauer im Einkaufszentrum gegenüber um. Es war größer als von oben vermutet. Und es gab alles was man brauchte. Backereien, Supermarkt, Banken, Drogerie, Apotheke, diverse Klamottenläden und vieles mehr. Perfekt!



Von einem früheren Besuch in Amsterdam wusste ich, dass man Bustickets nur noch per Bankkarte bezahlen konnte. Ich hatte aber keine. Adrian sagte, man könnte auch ohne Karte, in bar, bezahlen.
Also versuchte ich mein Glück beim Busfahrer. Ich musste irgendwie zum Bahnhof kommen um mir da eine OV Chipkaart zu kaufen. Ohne diese Karte ist Bus/Metro/Tramfahren in Amsterdam schwer möglich.Man müsste jedesmal die teueren Touristentickets kaufen.
Der Busfahrer informierte mich dann aber, dass man tatsächlich nicht mehr bar zahlen konnte. Tja, da stand ich nun. Bis zur Fähre waren es zu Fuß bestimmt 45 Minuten. Nicht nur, dass ich dazu keine große Lust hatte, ich war ja auch mit Alexander verabredet.
Mitten in meine Überlegungen meinte der Busfahrer:
"Und wenn du einfach so rein schleichst?"
Ich hatte ihn nicht ganz verstanden.
"Schleich dich doch einfach in den Bus."
Ich war mir nicht ganz sicher. "Soll ich das tun?"
Er grinste und legte den Finger auf seine Lippen. "Aber pscht, verrat es keinem."
Ich grinste zurück und stieg erleichtert in den Bus. Sowas war mir in Deutschland noch nicht passiert.
Allerdings saß ich die ganzen 20 Minuten Fahrt ziemlich angespannt da und hoffte, nicht kontrolliert zu werden.
Es ging aber alles gut, und so konnte ich mir am Bahnhof eine Chipkaart holen.
Mit der Tram fuhr ich zu Alexander. Das Rad war toll, ich verliebte mich sofort. Es war eins von tausenden Oma-Fietses, aber für mich war es das schönste von allen.


Schnell kaufte ich das Rad, erhielt von Alexander noch den Hinweis, dass ich auch zur nächsten Metro Station fahren könnte und von da mit dem Zug weiter in die City fahren, da es mit dem Rad doch ziemlich weit bis Noord wäre.
Ich schwang mich auf mein Fietsje und radelte los. An der Metro Station fuhr ich vorbei, halb bewusst, halb unbewusst. Ich hatte einfach so viel Spaß mit meinem neuen Rad.
Mit Hilfe von Google Maps landete ich auch am Bahnhof, von wo ich mich wieder auskannte. Die Fahrt führte mich durch den Vondelpark, dem zweitgrößten, aber bekanntesten Park in Amsterdam. 


Bekannt nicht nur für seine, besonders im Sommer, vielen Besucher und Aktionen, Freilichtkünstlern, Musikern und lustigen Völkchen die sich dort trafen. Auch für seine freilebenden grünen Papageien. Und natürlich für die offizielle Genehmigung der Stadt, nach Sonnenuntergang dort Sex zu haben, solange es nicht in der Nähe von Spielplätzen ist und man seine Kondome oder was man sonst so gebraucht hat, wieder zu entsorgen.
Der Park war toll, so voller Leben, und ich beschloss, in den nächsten Tagen noch mal vorbei zu kommen. Noch hatte ich ja eine Woche Zeit bevor mein neuer Job los ging.
Die Fahrt von der Fähre bis nach Hause dauerte gerade mal 12 Minuten. Ich sprang noch schnell bei Jumbo rein, dann ging es nach Hause.

Ich entdeckte das Abenteuer Gasherd und nach einem leckeren Mahl ging der erste vollständige Tag dann auch relativ früh zu Ende.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen